Nachhaltigkeit
Finanzplanung bedingt Nachhaltigkeit
Bei der Finanzplanung im Hinblick auf das Alter ist die Analyse der Einkommens- und Vermögenssituation der erste Schritt. Die Erkenntnisse daraus fliessen dann in eine bedürfnisgerechte und nachhaltig ausgerichtete Anlagestrategie, die Risiken reduziert und das Ertragsprofil optimiert.
Das veraltete Substantiv «Nachhalt» bezeichnet gemäss Herkunftswörterbuch «etwas, das man für Notzeiten zurückbehält, Rückhalt». Die Vermögenswerte, die im Alter, aber auch im Unglücksfall zur Verfügung stehen sollen, sind also nach altem Sprachgebrauch der Nachhalt.
Bedürfnisse genau analysieren
Dient dieser Nachhalt der Finanzierung des Alters, ist eine Analyse der Einkommens- und Vermögenssituation einschliesslich Anlagen, Immobilien, Beteiligungen, Vorsorgeansprüche und Verbindlichkeiten angezeigt. Oberstes Ziel ist es dabei, den Lebensstandard zu sichern. Aus dieser Analyse leitet sich eine systematisch erarbeitete Auslegeordnung der individuellen Möglichkeiten und Bedürfnisse ab. Sie bilden die Grundlage für einen langfristig ausgelegten Finanzplan.
Langfristig und nachhaltig planen
Ein solcher Finanzplan optimiert und berücksichtigt Risiko-, Vorsorge-, Steuer- und Finanzierungsfragen sowie Fragen des ehelichen Güterrechts und des Erbrechts. Die Planung enthält eine Zieldefinition, konkrete Massnahmenvorschläge und deren Umsetzung über eine Zeitspanne von 10 bis 15 Jahren. Eine nachhaltige Planung ist mindestens einmal jährlich neu zu überprüfen. Im Zentrum steht immer die Frage, ob und in welchem Ausmass das Vermögen verzerrt, erhalten oder allenfalls weiter geäufnet wird. Die Beantwortung dieser Frage bestimmt die Anlagestrategie.
Die Grundregel, dass bei Vermögensverzehr eine weniger risikobehaftete Strategie zu fahren ist, ist immer noch gültig. Es hängt aber von den individuellen Gegebenheiten und dem Zeithorizont ab, wie dieses Vorsichtsgebot umgesetzt wird. Möglicherweise ist eine zweigleisige Strategie am besten: Ein Teil des Vermögens wird mit einer einkommensorientierten Strategie für den Verzehr reserviert, ein anderer wachstumsorientiert angelegt, um den Zinseszinseffekt wenigstens auf einem Teil des Vermögens zu bewahren.
Risiken kontrollieren
In jedem Falle ist das Vermögen aber so zu bewirtschaften, dass die Risiken unter Kontrolle sind. Finanzanlagen unterliegen nicht nur wirtschaftlichen, sondern auch ökologischen und sozialen Risiken. Eine nachhaltig ausgerichtete Anlagestrategie berücksichtigt deshalb das ganze Risikospektrum.
Chancen nutzen
Risiken stehen immer auch Chancen gegenüber. Zwar ist noch immer zu hören, dass die Rücksichtnahme auf Umwelt und Gesellschaft vorwiegend Kosten verursacht. Es ist aber nicht belegt, dass eine nachhaltig ausgerichtete Anlagestrategie Renditenachteile mit sich bringt. Vielmehr gilt, dass sich mit der Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien die Wertentwicklung des Vermögens optimieren lässt, denn nachhaltig wirtschaftende Unternehmen und Körperschaften haben ihre betrieblichen und finanziellen Risiken im Allgemeinen besser im Griff. Sie verbessern damit ihre operative Basis und schaffen sich Wettbewerbsvorteile. Nachhaltiges Wirtschaften bedeutet auch, ein Geschäftsmodell zu verfolgen, das stetiges Wachstum verspricht und nicht nur kurzfristige Gewinne.
Der schonende Umgang mit Ressourcen hilft, Betriebskosten zu sparen. Gleichzeitig eröffnen sich dem Anleger mit der Verfolgung ökologischer Zielsetzungen und aus der Verknappung gewisser Ressourcen auch neue Wachstumschancen. Dies relativiert die immer wieder gehörte Aussage, Nachhaltigkeitschränke das Anlageuniversum zu stark ein.
Breit abgestützte Strategie
In der Praxis entscheidend ist aber, ob das nötige Fachwissen vorhanden ist. Wer Aktien von Unternehmen kauft, die auf Umwelttechnologie spezialisiert sind, verfolgt damit keine nachhaltige Anlagestrategie, sondern schränkt damit die Titelauswahl tatsächlich ein. Eine nachhaltig ausgerichtete Anlagestrategie deckt sowohl im Aktien- wie auch Obligationenbereich das ganze Universum ab. Sie setzt aber innerhalb der Wirtschaftssektoren und der Schuldnerkategorien auf jene, die bezüglich Nachhaltigkeit den besten Ausweis haben. Sie ist damit breit abgestützt und verteilt die Risiken angemessen.
Um eine solche Strategie umzusetzen, sind spezifische Kenntnisse und Erfahrungen in der Nachhaltigkeitsanalyse unerlässlich. Richtig angewandt, ist der nachhaltige Ansatz wie die Finanz- und Vorsorgeplanung umfassend. Nur so bleibt das Vermögen ein Nachhalt im ursprünglichen Sinne des Wortes.