Webers Moldawienprojekt
Newsletter Oktober 2015
Liebe Freunde
Wir hatten vor kurzem Besuch von Tobias Eltern. Wir nutzen dies gerade, in dem wir ein paar Tage Ehezeit genossen in Rumänien am Donaudelta, zu weilen unsere Jungs mit ihren Grosseltern bei uns zu Hause eine gute Zeit hatten.
Zu Besuch war auch unser Cousin Urs. Er verbrachte die letzten drei Monate bei uns. Mit seinem Wissen als Landwirt, seinen praktischen Händen und seiner liebenswürdiger und gelassener Art war er uns und den Moldawier eine grosse Unterstützung.
Wir hatten vor ein paar Wochen die Ehre "Nanasi" = Trauzeugen zu sein, am Hochzeit von unseren moldawischen Freunden Fanel und Anna. Dies war für uns einen besonderen, wertvollen Moment. Einen Schritt weiter sich hier zu Hause zu fühlen.
Wir hatten wie angekündigt, einen sehr ausgefüllten Sommer voll mit Camps an verschiedenen Orten in Moldawien. Seit September wurde unser Leben etwas ruhiger und routinierter. Louis geht jetzt hier in Ungheni in den Kindergarten. So sind wir mehr gebunden und es gibt uns einen etwas normalen Alltag, was mir, Simone, gut tut.
In zwei Wochen werden wir für die Geburt unseres dritten Kindes für einige Zeit in die Schweiz kommen.
Bis dahin gibt es noch eine ganze Menge vorzubereiten und zu organisieren, damit die verschiedenen Projekte von Biodream und Kingdomparadigm weiterlaufen können.
Wir geben euch gerne einen kurzen Rückblick, was wir im Sommer erlebten und uns bewegte und wo wir momentan dran sind.

Sommercamps
Weiter führten wir mit "Inainte Moldova" ein Teambildungs - Adventurecamp durch. Im freien übernachten, lange Fussmarsche, Abseilen, Lagerfeuer, freier Fall waren Teil des Programmes.
Im Juli kam unsere Schweizercrew von Goeast nach Ungheni, um mit uns und dem Jugendpastorpaar Sasha und Veronica ein Teenagerzeltlager zu gestalten. Die Jugendlichen liessen sich auf die Herausforderung ein, eine Woche im Wald zu übernachten ohne jeglichen Komfort.
Auch in Ungheni half ich, Simone in einem Girltagescamp mit. Wir hatten das Thema Schönheit von innen nach aussen.
Ansonsten unterstützten wir verschiedene Kinder- und Jugendlager in Lebedenco, Soldaniesti, VadaluiVoda und Saptebani mit unseren erlebnispädagogischen Angeboten.

Im Vertrauen wachsen
Er selbst aber hatte zum Gott Israels gebetet: „Segne mich und erweitere mein Gebiet! Steh mir bei und halte Unglück und Schmerz von mir fern!“ Diese Bitte hatte Gott erhört. 1. Chronik 4. 10
Bei unseren Action und Abenteuer Camps geht es um weit mehr, als kleine Mädchen und grosse Buben zum Weinen zu bringen, kurz bevor sie sich mit einem Seilbähnli oder Tarzansprung in die Tiefe stürzen sollten, nur um dann Augenblicke später mit einem grossen Strahlen auf dem Gesicht vor Freude Luftsprünge zu machen.
Unser Gebiet zu erweitern ist definitiv Gottes Wunsch für unser Leben! Wir glauben, wenn ein Kind in einem sicheren Rahmen die reale Angst vom Sprung in die Tiefe mit Vertrauen in sich selbst und in das Seil, das sie hält, überwinden kann, ist dies eine Gebietserweiterung erster Klasse.
In diesem Erlebnis steckt so viel Wahrheit: der Sicherheitsgurt ist wie unsere eigenen Fähigkeiten und Gaben, das Seil ist wie der Glaube an Gott, wir können uns daran orientieren und es gibt uns halt, doch wenn es hart auf hart geht, können wir uns mit bloßen Händen nur eine sehr kurze Zeit festhalten, darum brauchen wir Jesus, der einen Knoten ins Seil macht, wo wir uns festbinden können ...
Im Vers 9 vom selben Kapitel lesen wir, dass das oben genannte Gebet von Jabez stammt. Der Name Jabez bedeutet in hebräisch „Schmerz“. Jeder der schon mal einen Weisheitszahn gezogen oder eine Zahnwurzelbehandlung bekommen hat weiss, dass Schmerz auch Limitation bedeutet.
Limitation im Denken ist eine der grossen Herausforderungen in Moldawien, hier stand unter dem Sowjetregim mehr als ein halbes Jahrhundert lang freies und visionäres Denken unter Strafe. Dazu kommt, dass etwa die Hälfte der rund 1400 Kinder und Jugendlichen, die in diesem Sommer von unserem Angebot profitiert haben, entweder Waisen oder Kinder aus sehr schwierigen und armen Verhältnissen sind. Kinder die in ihrem Leben kaum Ermutigung und Bestätigung erhalten haben und nur sehr wenig Vertrauen in sich selbst haben.
Durch dieses und andere Erlebnisse in den Camps, durch die Gemeinschaft und das Wirken vom Heiligen Geist konnten wir erleben, wie ein grosser Teil der Kinder und Jugendlichen in ihrem Vertrauen wachsen konnten.

Hunger nach Vaterliebe
Wir durften miterleben, wie Gott seine bedingungslose Vaterliebe über 180 Kinder ausgoss. An einem Abend im Kidscamp erzählten wir den Kindern von diesem Papi im Himmel, welche sie über alles liebt. Wir wussten, dass viele von diesen Kindern ohne Präsens ihrer Eltern aufwachsen. Entweder ist ein oder beide Elternteile gar nicht mehr vorhanden oder sie arbeiten im Ausland und die Kinder wachsen bei ihren Grosseltern auf. Was auch sehr oft vorkommt, dass die Familien von Alkoholproblemen geplagt sind, was Misshandlungen an Frau und Kind zur Folge hat. Oder die Eltern nehmen sich sonst einfach keine Zeit für ihre Kinder, da das Leben hart zu erkämpfen ist.
Die grösste Sehnsucht jedes Kindes ist es, von seinen Eltern geliebt zu werden. Mein Sohn Louis fragt mich öfters, ob ich ihm helfe einen Blumenstrauss für mich zu pflücken. Dies rührt mich jedes Mal. Er will mir zeigen, wie lieb er mich hat und wie fest er meine Liebe und Zuneigung braucht.
An diesem Abend riefen wir die Kinder auf nach vorne zu kommen, um von den Leitern eine Umarmung zu empfangen, um so die Vaterliebe Gottes zu spüren. Die Kinder rannten geradewegs nach vorne und wollten uns fast nicht mehr loslassen. Tränen flossen und sie begannen von ihren Situationen zu Hause zu erzählen. Wir spürten wie sehr sie sich nach Liebe und Annahme sehnten.
Es machte mich traurig, wie einige Kinder gar nicht mehr nach Hause gehen wollten nach dem Camp, da sie wieder zurück in die schwierigen Umständen gehen mussten. Doch zu wissen, dass der Papi im Himmel treu ist, mit ihnen geht und ihre Sehnsucht nach Liebe stillt und sie beschützt, war tröstend und ermutigend.
Leider ist es so, dass eine vaterlose bzw. eine elternlose Generation am heranwachsen ist in Moldawien. Doch ist es nicht so, dass alle Kinder hier ohne Liebe aufwachsen. Wir kennen auch viele Familien, die sich sehr um ihre Kinder sorgen. Wir durften auch schon einige Familien kennenlernen, die Kinder aufnehmen und sie lieben wie ihre eigenen Kinder.
„Ich werde eurer Vater sein und ihr werdet meine Söhne und Töchter sein. So spricht der Herr, der allmächtige Gott!“ 2. Korinther 6:18

Biodream Projekt

Neues Erleben
Wir glauben, wenn das Reich Gottes hereinbricht, dass dies in jedem Gesellschaftsbereich positive Veränderung bringt und so auch in der Wirtschaft.
Mit Kingdomparadigm versuchen wir Menschen zu befähigen, ihr eigenes Kleingewerbe zu starten und dadurch die Gemeinschaft positiv zu beeinflussen.
Ich (Tobias) als ehemaliger Landwirt, versuche in verschiedenen Landwirtschaftsprojekten mit meinem Wissen und meinen Ideen etwas mehr Effizienz in die Produktion zu bringen. Dabei ist es sehr schwierig, meine Ideen zu vermitteln, nicht nur sprachlich, ich hab schon vieles versucht: Übersetzung, Bilder, Video, Dokumentationen, … Menschen (allgemein, nicht nur Moldawier) orientieren sich gewöhnlich an dem was für sie gewohnt und normal ist. Oft limitiert uns unsere eigene Erfahrung. Um diese Limitation zu durchbrechen braucht es einen starken Willen, Begabung, aber in erster Linie die Möglichkeit Neues zu erleben. Das heisst: eine neue Arbeit, Emotion, Denkmuster mit einer Vielzahl unserer Sinne zu erfahren und zu praktizieren.
Heisst für unsere Landwirtschaftsprojekte, ich sehe eigentlich sehr schnell, wo Effizienz gesteigert werden könnte, schaffe es aber nicht, einen anderen eventuell besseren Weg rein über den Intellekt zu vermitteln.
Umso begeisternder ist es, dass wir nach einer längeren Bürokratiearbeit mit zwei Organisationen in Moldawien und Schweiz einen jungen Moldawier aus Ceadir-Lunga für ein Praktikum auf den Betrieb meiner Eltern schicken konnten. Dort kann er neue und andere Ideen praktisch miterleben und so sehe ich eine grössere Chance, dass er auf dem Betrieb seiner Familie in Ceadir-Lunga die nötigen Umstrukturierungen realisieren kann, welche ihnen dann auch den nötigen wirtschaftlichen Vorteil verschaffen, um ein Segen und eine Ermutigung fürs Umfeld zu sein.

Mamisein
Mein Herz brennt für Mamis mit ihren Kindern und für Familien. Dies liegt wahrscheinlich an dem, dass ich selbst Mami bin und gerade wieder werde.
Ein mal pro Woche haben wir von unserer Gemeinde aus einen Mamitreff. Wir tauschen aus und beten für einander. Ich bin begeistert davon, wie wir einander stärken und ermutigen können im Frau-, Mami- und Ehefrausein. Ich bin überzeugt, dass wir als gesunde Familien mit Jesus im Zentrum eine grosse Ermutigung fürs Land sind.

Mein Moldawien

Simone
Manchmal sieht das Leben in Moldawien wirklich hoffnungslos aus. Viele Menschen kämpfen ums überleben ohne Perspektive. Ihr einziger Wunsch ist es, das Land zu verlassen, um die Schwierigkeiten hinter sich zu lassen.
Wenn Menschen zu mir kommen und über ihre Lebenssituation klagen, weiss ich oft auch keine praktische Lösung für ihre Probleme. Wenn ich mich auf ihre schweren Situationen und auf die Hoffnungslosigkeit die im Land herrscht konzentriere, macht mich dies unglaublich hilflos. Ich möchte lieber die Augen verschliessen und denke, was können wir hier als einzelne Personen schon verändern?
Doch es bringt niemandem etwas, wenn ich mich von diesen Gefühlen der Hoffnungslosigkeit runterziehen lasse. Ich glaube, dass ich mich entscheiden kann "zu hoffnen"! Hoffnung ist kein Gefühl, sondern eine Entscheidung! Gott hat uns hier hin gesandt um Hoffnungsträger zu sein. Ich will mich auf ihn, der die beste Hoffnung ist, konzentrieren und für Hoffnung und neue Perspektive in Moldawien kämpfen!
„Richtet euer ganzes Leben nach ihm aus. Seht dahin, wo Christus ist! Richtet eure Gedanken auf Gottes unsichtbare Welt und nicht auf das, was die irdische Welt zu bieten hat.!“ Kolosser 3: 1-2
Und wir sind nicht alleine am kämpfen! Ich bin begeistert von Menschen in Moldawien, welche eine Vision aufs Herz bekommen, für ihr Land einzustehen und so Hoffnung zu bringen! So zum Beispiel eine junge Familie in Lebedenco, welche den Ruf verspürte in dieses Dorf zu ziehen, ohne dass sie jemanden kannten. Sie haben ein Herz für Kinder und haben von sich aus angefangen Kinderlager zu machen und ein Mittagstisch. Wir haben die Ehre sie zu unterstützen. Vor kurzem halfen wir ihnen einen Kindertag zu organisieren. Leider tauchte kein einziges Kind auf, weil, wie wir dann hörten, die Schuldirektorin schlecht über die Familie sprach und es den Kindern ausredete. Doch ich bin beeindruckt, wie die Familie nicht aufgibt und an ihrer Vision festhält.
Oder eine andere Familie mit vier Kindern, die ein gutes Leben in Chisinau führte und dann auch die Vision bekam ins Dorf Cobani zu ziehen, um den Menschen vor Ort zu dienen. So haben sie unteranderem ein Projekt gestartet mit den Jugendlichen vom Dorf bedürftige Menschen zu besuchen und sie zu pflegen.
Diese und andere Familien dürfen wir unterstützen und ermutigen dran zu bleiben. Sie sind die Hoffnungsträger für ihr Land!
Tobias
Für ein Landwirtschaftsprojekt bin ich auf der Suche nach Landwirtschaftsland. Bei meiner Suche gelangte ich zum Landwirtschaft Chef der Region Ungheni. Er schaute sich das Projektdossier an, welches klar aussagt, dass Agrarland zur Pacht oder zum Kauf gesucht ist.
Er versicherte mir, dass es viele mögliche Standorte in der Region gebe, wo wir solches Land finden können. Er schlug mir vor, gleich ein paar Standorte anzuschauen. Ich dachte mir noch, dass geht ja einfach etwas Land zu pachten, wo da wohl der Hacken sei?
In einem Dorf außerhalb von Ungheni zeigte der Mann mir ein wunderbares Areal mit Acker und Weideland und einem See.
Als ich ihn fragte, wer dann dieses Land verpachten wolle, meinte er niemand! Es gehöre ihm und er wolle mit unserem Projekt „fifty-fifty“ -Partner werden. Was ich dann dankend ablehnte. Als ich ihn dann nach anderen Standorten fragte, wollte er mir nicht mehr helfen können.
Nun kann man über so eine Geschichte schmunzeln, aber sie wiederspiegelt ein sehr grundlegendes Problem im Moldawischen System. "Ich gehe mit einem Entwicklungsprojekt an eine offizielle Stelle zu einer Person, die eigentlich dafür angestellt ist, die öffentlichen Interessen zu vertreten, vertritt aber in der Realität nur ihre persönlichen Interessen.“
Nun ist mein Erlebnis nur auf einer sehr bescheidenen Stufe, mit geringer Auswirkung. Aber leider funktioniert das ganze System so, bis ganz nach oben, so geschehen, als in diesem Jahr unter Mithilfe des Parlaments 1 Milliarde € Hilfsgelder veruntreut wurden.
Natürlich kann ich auf solch grosse Probleme nicht so viel Einfluss nehmen, aber das kann ich ja auf viele andere noch grössere Probleme wie Klimaerwärmung, Hunger, Armut, ... auch nicht. Und doch haben ich und du uns angewöhnt, die Umweltressourcen zu sparen, Essen nicht zu vergeuden, großzügig zu sein, usw.
Heisst für mich in Moldawien, selber den Staat und die Verantwortungsträger zu ehren, für sie zu beten und andere dafür zu ermutigen.
Movie
Viel Spass beim schauen!
Bis bald
Vielleicht bis bald in der Schweiz!
Simone & Tobias, Louis, Joisa und Baby
Kontakt
Wer gerne noch im Gebetsteam sein möchte oder uns finanziell unterstützen möchte, darf sich gerne bei uns melden! Wir sind dankbar für jede Unterstützung!
Mehr Fotos und weitere Infos zu unserer Vision und zum Land Moldawien findet ihr auf unserer Homepage:
Wir sind nun über folgende moldawische Natelnummern erreichbar:
Tobias: +373 68 57 87 36
Simone: +373 68 07 72 00